K O M P A K T Z E I T U N G

 Die Woche im Überblick: Deutschland und Weltgeschehen -  Seit 2003

"Wir als Deutsche können durch die Unterstützung des Haifa-Heimes jetzt noch etwas für die NS-Opfer tun."

Patenschaftsprogramm in Israel für Überlebende der Shoa, des Holocaust

(zeta) - Unter Shoa ist das systematische Morden zu verstehen, das unsagbare Unheil, das im Dritten Reich an den Juden angerichtet wurde. Mehr als 40.000 Überlebende der Shoa (Holocaust) in Israel leben unterhalb der Armutsgrenze, informiert die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem ICEJ.

Um der Not abzuhelfen, habe die Botschaft zusammen mit der israelischen Hilfsorganisation „Helfende Hände“ 2010 ein Altersheim für bedürftige Shoa-Überlebende in Haifa eingerichtet.
Die betreute Wohneinrichtung biete inzwischen mehr als siebzig Überlebenden des Holocaust ein Zuhause.

Viele der Bewohner seien durch ihre schrecklichen Erfahrungen so schwer traumatisiert, dass sie keiner geregelten Arbeit nachgehen konnten. Im Alter müssten sie wegen ihrer knappen Rente oft zwischen Lebensmitteln und Medikamenten entscheiden.

"Im Haifa-Heim werden sie gut versorgt und können nun ihren Lebensabend in Würde und Gemeinschaft verbringen. Sie spüren, dass sie und ihr Schicksal nicht vergessen werden. Leider gibt es eine lange Warteliste. Hunderte hilfsbedürftige Holocaust-Überlebende warten auf einen Platz", so die ICEJ.

Um dieser Not zu begegnen, habe die ICEJ ein Patenschaftsprogramm ins Leben gerufen. Die internationale christliche Botschaft in Jerusalem: "Wir als Deutsche können durch die Unterstützung des Haifa-Heimes jetzt noch etwas für die NS-Opfer tun. Die Zeit drängt, da die Überlebenden schon sehr alt sind." Weitere Info: hier klicken (5/12/20)

Antijudaismus / Antisemitismus in Deutschland

30 Prozent der CDU/CSU-Wählerschaft finden, dass Juden in der Welt zu viel Einfluss haben

Gütersloh (zeta) – Antijudaismus ist in Deutschland ein weit verbreitetes gesellschaftliches Phänomen. Zu diesem Schluss kommen die Mitwirkenden der repräsentativen empirischen Studie "Deutschland und Israel heute", die im September 2022 von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht wurde. Beim empirischen Forschungsunternehmen handelt es sich um die Pollytix Strategig Research GmbH. Die Autorinnen und Autoren dort verwenden statt "Antijudaismus" den Ausdruck "Antisemitismus".

Bei 24 Prozent, also gut einem Viertel der deutschen Be­fragten, gehöre zu den antisemitischen Einstellungsmustern, dass „Juden in der Welt zu viel Einfluss” haben, so Pollitix. Unter den Wählerinnen und Wählern der AfD seien es sogar 48 Prozent, bei CDU/CSU und SPD 30 Prozent be­ziehungsweise 20 Prozent.

Wäh­lerinnen und Wähler von Bündnis 90/Die Grünen (14 Prozent), der FDP (14 Prozent) und der Partei Die Linke (12 Prozent) stimmten dieser Frage deutlich weniger häufig zu.

Die größten Unterschiede ließen sich neben der Parteipräferenz in Bezug auf das Alter der Befrag­ten feststellen. 30 Prozent der über 60­-Jährigen in Deutschland finden, dass Jüdinnen und Juden zu viel Einfluss auf der Welt haben. "Unter den 18­- bis 29­-Jährigen sind es mit 13 Prozent substanziell weniger."

21 Prozent der Deutschen stimmen der Aussage zu, dass „Juden mit Tricks arbeiten”. Hier erweise sich das Bildungsniveau als entscheidend, denn mit höhe­rer Bildung nehme die Zustimmung ab, geht aus der Studie hervor, deren Urheberrechte bei der Bertelsmann-Stiftung liegen.

Neue Zürcher Zeitung: Deutschland hat beim Antisemitismus keine Strategie

Zürich (K) – Die Neue Zürcher Zeitung kommentierte am 29. September 2021 in ihrem täglichen Online-Newsletter: "Null Toleranz bei Antisemitismus, das ist eine der zentralen Lehren aus der deutschen Geschichte. Offiziell wird diese Doktrin von Politik und Medien in Deutschland geteilt. Wer genauer hinschaut, erkennt jedoch Brüche. Der Judenhass von Rechtsradikalen wird aus gutem Grund gegeisselt, beim Antisemitismus aus dem muslimischen Milieu nimmt man es nicht immer so genau.

Mit den starken Migrationsströmen wanderten Menschen aus Kulturen ein, wo Antisemitismus kein Tabu ist, sondern eher gesellschaftlicher Konsens. Bis heute existiert keine Strategie gegen den nach Deutschland importierten Judenhass, daher wird er verschwiegen oder relativiert." 1/10/2021 Link zur Seite 1 "Politik"

Hans J. Reinowski, Mann der Freiheit

Deutsche keine Selbstdenker, die am liebsten geführt sein wollen?
Darmstadt (zeta) – "Radikale Maßnahmen" gegen den Darmstädter Studentenpfarrer Herbert Mochalski forderte 1960 Hans J. Reinowski (1900-1977) bei der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Der Sozialdemokrat Reinowski, Chefredakteur des Darmstädter Echo und Vorsitzender des Verbands Hessischer Zeitungsverleger, warf Mochalski extrem links orientierte Thesen und Taten vor. Dies berichtete der "Spiegel" in seiner Ausgabe 48/1960.

Reinowski laut "Spiegel": Mochalski habe es "während einer Debatte zwischen Ausländern im evangelischen Studentenheim der Technischen Hochschule zugelassen, daß Urteile gefällt wurden wie: In Deutschland gebe es keine Demokratie und kein politisches Bewußtsein außer dem Antikommunismus, sowie: Die Deutschen wollten nicht selber denken, sondern am liebsten geführt sein."

Hans J. Reinowski war ein Mann der Freiheit. In einer zeitweise erbitterten Gegnerschaft zum hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Martin Niemöller (1892-1984) kritisierte Reinowski zum Beispiel, dass der Theologe 1966 den Lenin-Friedenspreis in Moskau entgegengenommen hatte. Niemöller war einer der führenden Köpfe der Bekennenden Kirche im Dritten Reich gewesen und engagierte sich als Pazifist sowie Aufrüstungsgegner in den Nachkriegsjahrzehnten. 27/2/2020


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